„Wir treffen uns regelmäßig, meine Mentorin und ich. Denn es gibt Momente im Leben, da kommt man allein nicht weiter, man braucht jemanden der zuhört, der versteht und der helfen kann“ sagt Ines A., die am Mentoring-Programm teilgenommen hat.
Firmen, Hochschulen und Vereine haben diesen Bedarf erkannt und bieten solch einen Rahmen für persönliche Weiterentwicklung, Begleitung und Karriereunterstützung in Form von „Mentoring-Programmen“ an. Warum Ressourcen wie Zeit, Geld und Know-How dahingehend aufwenden – können sich sowohl Mentee, Mentorin und Firmen gleichermaßen fragen.
Supervisorin Marlene Maria Suntinger: Persönliche Entwicklung ist Gegenstand einer guten Ausbildung, sie hört nie auf, aber sie ist auch nicht ausschließlich „privat“ — sondern beeinflusst das berufliche Handeln. Das haben erfolgreiche Firmen erkannt und nutzen dieses Potential. Doch woran erkenne ich ein gutes Mentoring-Programm? Was möchte ich dadurch erreichen und ist das realistisch? Hier ein paar Leitfragen, die bei der Entscheidung und Auswahl an einem Programm teilzunehmen, helfen können:
Erster Check – abklären, worauf das Mentoring-Programm abzielt
Es gibt verschiedene Ziele, die mit Mentoring-Programmen erreicht werden. Diese können z.B. die Unterstützung von Karrieren, die explizite Unterstützung von Frauen (z.B. in technischen Bereichen), die Unterstützung von Exzellenzen, die Unterstützung von jungen Mitarbeitenden, die Unterstützung von Wissenschafter*innen, die Unterstützung von Migrant*innen, die Unterstützung von jungen Führungskräften etc. sein.
Es gibt somit so viele Mentoring-Programme wie es Zwecke gibt — also tausende! Die Wahl des richtigen Programms trägt wesentlich zum eigenen Nutzen bei.
Zweiter Check – der Mentoring-Prozess
Ein Qualitätsmerkmal ist, wenn du während des Prozesses begleitet wirst und es einen Austausch zwischen dir und deiner Mentorin gibt, der auf einem verbindlichen Vertrag fußt. Und wenn ihr euch – trotz eines perfekten Matches von Mentee und Mentorin – auf einen strukturierten Begleitprozess verlassen könnt. Die Mentoring-Gruppe ist — nebenbei erwähnt — ebenfalls ein wunderbares Lernfeld. Ihr könnt eure Erfahrungen austauschen und erkennen, wo ich schneller und wo langsamer als andere im Mentoring-Programm vorankomme.
Dritter Check – wer bietet es an?
Schaue dir den Anbieter des Mentoring-Programms genau an. Ist es deine Firma oder deine Hochschule, mit der du einen bestehenden Vertrag hast? Oder ist es eine allparteiliche, neutrale Stelle, die unabhängig von deinem beruflichen Handeln steht? Beides ist möglich und hat seine Vorteile: Inhouse-Programme können ein karriereförderndes Programm – auch unter Berücksichtigung von informellem Wissen – hervorragend in ihre Human Ressource-Strategie implementieren und du kannst davon profitieren.
Mentoring-Programme die außer Haus starten, z. B. jene von professionellen Coaches, Berufsverbänden, Vereinen und Interessensgruppen stehen einen „Schritt weiter weg“. Sie bieten einen neutralen und unabhängigen Blick an. Diese Programme eignen sich sehr gut, wenn der Hauptfokus das Thema „Persönlichkeitsbildung“ oder ein „interdisziplinäreres Skills Training“ ist.
Vereinzelt werden auch betriebsübergreifende Mentoring-Programme angeboten. Das heißt, hier kommen Mitarbeitende unterschiedlicher Betriebe in ein Mentoring-Programm. Auch das kann ein wertvolles Learning sein. Du bekommst ein/e Mentor*in aus einem anderen Betrieb und bist im Begleitprozess mit Mitarbeitenden anderer Betriebe in den Reflexionsgruppen zusammen. Erfahrungen können dabei sein: Haben die anderen ähnliche / unterschiedliche Herausforderungen? Wie gehen sie damit um? Anders als in deinem gewohnten Umfeld?
Vierter Check – der Preis
Mentoring-Programme können alles sein: Preiswert aber auch kostspielig. Wichtig ist, dass am Beginn klar ist zu welchen Konditionen (Kosten aber auch Zeitaufwand) du dieses Programm besuchst. Gestützte Mentoring-Programme sind selten kostenlos, weil ein Anerkennungsbetrag auch deine Verbindlichkeit und dein Kommittent bekräftigen. Anbieter von günstigen Mentoring-Programmen sind etwa Hochschulen für ihre Studierenden oder Vereine, wie z. B. die Salzburger Medienfrauen. Mentoring-Programme, die mit renommierten Mentor*innen werben, verlangen meistens einen höheren Preis — der kann dann schon auch mal bei bis zu 3.000, — Euro liegen. In Firmen ist die Teilnahme meistens kostenlos, jedoch mit der Führungskraft zu vereinbaren und an Entwicklungsziele geknüpft.
Und ein letzter Hinweis: Nicht immer ist die Wahl eine/r Star-Mentor*in ein Garant für ein tolles Mentoring-Erlebnis. Viel mehr liegt es an dir, mit welcher Ernsthaftigkeit du in dieses Mentoring startest und diesen Prozess bewusst als Chance für dich und deine Entwicklung ansiehst. Dort wo „Mentoring“ drauf steht, wirst du aber in der Regel immer eine Form der Unterstützung finden, die dich weiterbringt!
Marlene Maria Suntinger begleitet gemeinsam mit den Präsidentinnen der Salzburger Medienfrauen, Petra Ummenberger und Tanja Gratzer, und der Expertin Martina Kaps zum wiederholten Male das Mentoring-Programm der Salzburger Medienfrauen. Sie berät konzeptionell und begleitet Mentoring-Programme von Hochschulen und Verbänden.
Marlene Maria Suntinger: „Ich war wiederholt Mentorin und freue mich sehr, wenn ich Menschen fördern kann und dabei entdecke, wie diese bewegt und begeistert in sich blicken und dabei Fähigkeiten und Ressourcen für sich entdecken. Ich selbst war vor knapp zehn Jahren Mentee und hatte eine tolle Mentorin, die mir viele Möglichkeiten eröffnete. Ich gebe gerne etwas von diesem Wissen weiter.“
Bild: Yan Krukau/Pexels.com