„Gerechte Menschen machen gerechte Strukturen“ hat ein g’scheiter Philosoph gesagt. An dem Tag als die Straßen der Stadt Salzburg wieder verstopft waren, weil sich die Menschen von der Arbeitsstelle ins Zuhause bewegten, während Kultur- und Fußballfreunde in die Stadt pilgerten, dachte ich aus Perspektive einer Stadtbewohnerin nach. Ich fragte mich: „Welche hilfreichen Verhaltensweisen und Einstellungen werden in meiner Stadt im Straßenverkehr genügend gezeigt und welche problemerzeugenden Verhaltensweisen und Einstellungen werden zuviel gezeigt?“ Sogleich kommen mir Antworten in den Sinn: zu viele Autos…zu viel Lärm…zu viel Chaos…zu viel Parkraum“ – aber stopp! Da bin ich schon auf so manche Punkte gestoßen, die man diskutieren würde, müssen. Denn wer sagt, was förderlich oder hinderlich ist, auf dem Weg von A nach B?
Wir vereinfachen unser Leben. Wir haben sekundenschnell Antworten auf Fragen wie diese: „Was ist die geeignetste Route? Welches Verkehrsmittel wähle ich? Mit welchem Tarif fahre ich und buche ich über eine App?“ Vieles davon bestimmt unsere Gewohnheit, die auf Grundannahmen unseres Weltbildes fußt. Doch die Bilder, die wir Städter:innen und Bewohner:innen vom Land davon haben, was es heißt, gelungene Mobilität zu leben, sind sehr verschieden. Unsere Grundannahmen entscheiden, ob ich das schnelle Auto oder doch das sparsame kaufe, ob ich Alltagswege oder Freizeitwege mit dem Rad fahre, ob ich bereit bin, Geld für das Parken auszugeben. Geschaffene Strukturen helfen den Menschen, die in einer Stadt leben, arbeiten und sie besuchen, täglich „gute“ Entscheidungen zu treffen.
Eine „gute Entscheidung“ schließt ein, dass es eine gerechte Entscheidung im Sinne von, „steht mir dieser Raum für die Fortbewegung zu?“, ist. „Darf ich diesen Raum für mich und mein Fahrzeug beanspruchen? Wird er mir gegeben — und anderen damit entzogen?“ Sich mit diesem Bewusstsein im Straßenverkehr zu bewegen, würde helfen, rücksichtsloses und gefährliches Fahren, weil man sich im Recht der gesetzlichen Regeln glaubt, zu minimieren.
Wenn wir entsprechend der Annahme meines bekannten Philosophen davon ausgehen können, dass Salzburg eine Stadt ist, in der sich gerechte Menschen um gerechte Strukturen bemühen, so nehme ich an, sind selbstreflektierende Fragen Teil des Prozesses (siehe Angebot). Strukturen zu prüfen und weiterzuentwickeln und eine Mobilitätskultur zu fördern, die Nutzen für alle Verkehrsteilnehmer:innen hat und Leben schützt ist das Ergebnis!
Foto: Wolfgang Zimmel/Pixaby